Zum Thema Hallux valgus mit Doc. MUDr. Rastislav Hromádka
Auweh! Ein schiefer Großzeh, das ist einer der größten Schmerzen, die man an den Füßen erleiden kann. Dieses Problem entsteht nicht von einem Tag auf den anderen, im Gegenteil. Trotzdem dauert es oft lange, bis sich die Patienten für eine Behandlung entscheiden. Um welche Deformität handelt es sich konkret, welche Möglichkeiten gibt es für eine konservative Therapie, und vor allem was bietet die moderne Medizin, wenn eine Operation unausweichlich geworden ist? Das alles haben wir mit einem der kompetentesten Chirurgen in der Tschechischen Republik, einem Spezialisten für Podologie, Dr. Rastislav Hromádka, besprochen.
1. Fußorthopädie – Podologie ist ein relativ enges und spezifisches Fachgebiet. Wie war Ihr Weg zu den Füßen und was macht Ihnen an dieser Arbeit am meisten Spaß?
In den letzten fünfzehn Jahren entstanden in der Orthopädie Unterdisziplinen, die sich nur auf einen bestimmten Teil des menschlichen Bewegungsapparates konzentrieren. Die Fußorthopädie ist eine davon. Dieser Teil hat seinen Reiz, weil er im Gegensatz zu den anderen Unterdisziplinen auf den Grundprinzipien der Chirurgie und den orthopädischen Grundverfahren aufbaut. Die Hauptverfahren sind Osteotomie (Knochenschnitt) und Arthrodese (Gelenkversteifung) und nicht die Implantation von Endoprothesen. Gerade bei Operationen von Zehenfehlstellungen kam es zur erheblichen Änderung der chirurgischen Behandlung und es werden moderne Materialien und Instrumente verwendet.
2. Der schiefe Großzeh oder der Hallux valgus ist eine Ihrer Hauptspezialisierungen. Wie häufig ist dieses Problem in der Tschechischen Republik und in Europa im Allgemeinen? Wer sind überwiegend Ihre Patienten?
Ein schiefer Großzeh ist leider ein großes Problem in der europäischen Population. Schätzungen zufolge leiden bis zu 23% der Menschen an dieser Deformität. Außerdem nimmt die Häufigkeit dieses Defekts mit dem Alter zu und auch die Symptome dieser Deformität verschlechtern sich. Es wird geschätzt, dass bis zu 36% der Bevölkerung über 65 Jahre davon betroffen sind. Deshalb beobachten die meisten Patienten, die mit dieser Deformität in unsere Ambulanzen kommen, sie über mehrere Jahre bis Jahrzehnte an ihrem Körper. Gegenwärtig gibt es ganz andere Möglichkeiten der chirurgischen Behandlung als in der Vergangenheit. Der Patient sollte einen Arzt aufsuchen und informiert werden, damit eine Zehenfehlstellung die Vorfußgelenke in der Zukunft nicht zerstört.
3. Die Genetik spielt hier wahrscheinlich die wichtigste Rolle. Kann man trotzdem diesem Problem vorbeugen oder es zumindest lindern? Was sind die derzeitigen Möglichkeiten für eine konservative Behandlung?
Jeder hat eine bestimmte genetische Veranlagung und jeder Fuß ist für eine bestimmte Art der Belastung ausgelegt. Wenn auf den Fuß mehrere ungeeignete äußere Einflüsse einwirken, entstehen Deformitäten wie der Hallux valgus. Zu den häufigsten zählen Übergewicht, sitzende Lebensweise, Tragen von High Heels sowie leider auch Schwangerschaft und Stillen. Diese natürlichen Bestandteile des Lebens von Frauen tragen dazu bei, dass dieser Defekt bei ihnen häufiger auftritt.
Die konservative Therapie wird hauptsächlich zur Linderung von Beschwerden (Schmerzen und Versteifung) des Patienten eingesetzt. Die häufigsten Formen dieser Therapie sind Übungen, Massagen, Manipulationen. Hierzu gehört auch die Verwendung verschiedener Korrektoren, Nachtbandagen und verschiedene Pflaster-Fixierungen. Wissenschaftliche Studien haben nachgewiesen, dass eine konservative Therapie zu einer Linderung der Beschwerden führt aber eine bereits entstandene Deformität nicht beseitigen kann.
4. Wird dieses Problem heute immer noch mit Gelenkspritzen gelöst? Wie wirksam ist solche Behandlung?
Spritzen stellen eine weitere Option der konservativen Therapie dar. Sie beseitigen Schmerzen, verändern aber nicht die Zehenstellung. Darüber hinaus führen sie bei zu häufiger Anwendung zur Degeneration der Gelenke und verschlimmern so den Defekt.
5. Eine Operation ist die letzte obwohl oft unvermeidliche Lösung. Viele Patienten haben jedoch Angst vor dem Eingriff – sei es in Bezug auf Rekonvaleszenz oder Rezidiv der Fehlstellung. Sind solche Befürchtungen berechtigt?
Wie bereits erwähnt, hat man bei der chirurgischen Behandlung der schiefen Großzehe, einen erheblichen Fortschritt gemacht. Es werden neue Materialien (Schrauben und Schienen) und chirurgische Techniken verwendet. Ein Beispiel ist ein neues Instrument, das wir seit vier Jahren für Operationen in der Tschechischen Republik verwenden. Es handelt sich um eine Rotationsfräse, die den Knochen durchtrennen kann, ohne dass wir einen ausgedehnten Zugang für die Einführung der Vibrationssäge anwenden müssen. Darüber hinaus fixieren die modernen Verfahren, bei denen Schrauben und Schienen verwendet werden, die Knochen so fest, dass der Patient auf die zuvor operierte Gliedmaße treten kann und wir haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass der Defekt nicht zurückkehrt.