Chefarzt Ota Schütz informiert über Krampfadern
Wie entstehen eigentlich Krampfadern und wie erkennt man sie? Der gefragteste tschechische Venenspezialist, Chefarzt Dr. med. Ota Schütz antwortet.
Wie viel Prozent der Frauen leiden unter Krampfadern und wie ist es bei Männern? Sind diese Probleme geschlechtsabhängig?
Es gibt einen deutlichen Unterschied. In unseren Statistiken operierter Patienten haben wir 80% Frauen und knapp 20% Männer. Man kann sagen, dass jede 3. Frau und jeder 4. Mann Krampfadern haben. Natürlich hat auch das Alter einen Einfluss. Bei 20 bis 30-Jährigen sind Krampfadern in 20-30%, mit 50 hat ungefähr 50% der Bevölkerung irgendeine Form von Krampfadern. Drei grundlegende Faktoren spielen bei Frauen eine große Rolle. Neben der genetischen Veranlagung sind es wiederholte Geburten, Hormonkreislauf und auch eine völlig andere anatomische Struktur des Beckens.
Woran erkennt man eine solche Krampfader überhaupt – oder besser gesagt, wie ist sie vom Durchscheinen des Venensystems auf der Haut zu unterscheiden?
Die ersten Erkennungszeichen sind oft Schwierigkeiten wie Nachtkrämpfe, Beinschmerzen in Ruhe und eine ganze Reihe unangenehmer Gefühle, einschließlich Druck usw.
Muss also die Ader zu sehen sein?
In dieser Phase muss sie noch nicht sichtbar sein. In dieser Phase ist es angebracht klinische und Ultraschalluntersuchung zu durchführen. Aber es gibt Venen, die zu sehen sind, von den kleinsten Besen bis zu den großen Krampfadern, die sich zu 80% an der Innenseite des Unterschenkels befinden. Sie sind schon für das Auge klar sichtbar, ausgeweitet und ausgetreten, und jeder erkennt sie sofort. Sie stören Frauen sowie Männer mit ihrem unschönen Aussehen.
Wie entstehen eigentlich Krampfadern?
Die oberflächlichen Hauptvenen der Beine führen etwa 10% des venösen Blutes zum Herzen. Wenn die Klappen unzureichend und somit nicht funktionsfähig sind und die Venen von schlechter Qualität sind, dehnen sie sich aus, und das Blut fällt mit seinem Gewicht nach unten und erzeugt ausgeweitete Blutsäcke – Krampfadern.
Wie kann Bewegung bei Krampfadern helfen?
Jede Bewegung, insbesondere die aerobe, ist zur Vorbeugung der Entwicklung von Krampfadern ideal. Man kann sagen, dass Bewegung die Venen erheblich konserviert und deren Ausweitung verlangsamt. Eine genetische Veranlagung können wir leider nicht umgehen. Mit Sport beugen wir aber auch Fettleibigkeit vor, die auch ein wichtiger negativer Faktor bei Krampfadern ist. Dagegen leidet das Venensystem unter statischer Belastung wie langem Sitzen und Stehen, die die Behinderung vertiefen.
Ein Patient der Tageschirurgie verbringt bei uns ca. 6 Stunden und am nächsten Tag kann er Golf spielen gehen.
Wie verläuft die Entfernung/Behandlung von Krampfadern?
Zu Beginn der Entwicklung von Krampfadern legen wir den Schwerpunkt auf eine konservative Behandlung, d.h. das Tragen geeigneter medizinischer elastischer Strümpfe. Preis und Qualität spielen in diesem Fall eine Rolle. Am besten sind für den Patienten Kompressionsstrümpfe, die man nach Maß mit der richtigen Länge und dem richtigen Kompressionsdruck gewählt hat.
Kommen Patienten auch präventiv zu Ihnen?
Ja, besonders diejenigen, die eine hohe genetische Belastung haben. Bei Krampfadern beider Elternteile sind es bis zu 90%. Bei der Untersuchung erfährt der Patient, wie der aktuelle Zustand seines Venensystems der unteren Extremitäten ist. Wir untersuchen aber auch das arterielle System im Querschnitt und können so das Einsetzen von Atherosklerose entdecken. Danach folgt eine Belehrung über vorbeugende Maßnahmen.
Welche Maßnahmen sind es?
Die schon erwähnte Bewegung, also eher die aerobe – also Radfahren, Heimtrainer, Laufen, Schwimmen. Fitnessstudio reicht bei ca. 10%. Der nächste Schritt ist eine gesunde Lebensweise um sicherzustellen, dass man kein Übergewicht hat. Wir sprechen von einer abwechslungsreichen Ernährung und den bekannten Regeln einer gesunden Ernährung. Leider gibt es keine Nahrungsmittel, die Krampfadern heilen können. Rutin wird oft als ein Heilmittel bezeichnet, es behandelt aber nur die mit Krampfadern verbundenen Beschwerden. Rutin ist beispielsweise im Buchweizen oder in schwarzen Johannisbeeren enthalten. Würde man jedoch eine therapeutische Tagesdosis von Rutin einnehmen wollen, müsste man eine riesige Menge von Buchweizen, schwarzen Johannisbeeren oder schwarzen Kranich essen. Wir haben berechnet, dass es ca. 27 kg an einem Tag sein müssten.
Und was sagen Sie zu den oft in der Werbung angepriesenen Gelen?
Ich wäre da sehr vorsichtig. Ein Arzt kann Ihnen bewährte Arzneimittel vorschreiben, er schreibt jedoch keine Nahrungsergänzungsmittel vor, die zwar häufig als Heilmittel beworben werden, obwohl sie meistens keine andere Wirkung als die des Placeboeffekts haben. Werbung ist Werbung ☺.
Wie ist die operative Behandlung von Krampfadern?
Unsere Bemühungen zielen darauf ab, dass die Krampfadern nicht zurückkehren. Rückfälle sind unangenehm sowohl für den Patienten als auch für die wiederholte Therapie und sind schwerer zu behandeln. Es kommt daher sehr auf die erste Operation an, dass die erfolgreich ist.
Welche Methoden gibt es und welche Methode verwenden Sie?
Früher wurden die Venen klassisch herausgezogen und herausgerissen, und diese Methode wird immer noch verwendet. Wird sie richtig gemacht, hat sie gute Ergebnisse. Die Venen fehlen uns dann nicht, es ist wie beim Blinddarm. Aber die Medizin schreitet sehr schnell voran. Seit 1994 führen wir minimalinvasive Operationen in der Tagesklinik durch. Seit 2002 verwenden wir abwechselnd Laser- und Radiofrequenzmethoden, je nachdem, welche Methode für den Patienten besser ist. Die Patienten haben dann keine bis zu 10 cm großen Narben wie nach der früheren klassischen Methode. Seit 2017 machen wir auch Venenkleben.
Wie läuft eine OP im Tagesklinik-Modus ab?
Alle notwendigen Untersuchungen und der Eingriff machen wir an einem Ort. Die Operation dauert ca. 2 Stunden, danach schläft der Patient weitere 2 Stunden nach. Dann geht er in Begleitung nach Hause. Eine Begleitung ist notwendig wegen der verwendeten ambulanten Anästhesie. Der Patient bekommt Medikamente zur Vorbeugung von Thrombosen und Embolien, einschließlich Belehrung über deren Dosierung und die postoperative Nachsorge. Den Eingriff mit eingerechnet, verbringt der Patient bei uns insgesamt ungefähr 6 Stunden. Am nächsten Tag kann man mit leichter Bewegung beginnen, zum Beispiel golfen gehen. Anspruchsvollere Bewegungen, z.B. Radfahren, sind in einer Woche möglich.
Vielen Dank für das Gespräch.
Anmerkung: Die Fragen stellte Mag. Petra Řehořková, Petra Clinic